Über uns

E. Behrens

1. Gründungsgeschichte

Entstanden ist die Idee zu den „Gelben Damen und Herren zu Hause“ aus einer Not heraus.

Frau E. Behrens leitete 21 Jahre eine kirchliche ambulante Pflegestation. Seit der Pflegereform 1995 zeichnete sich in Schritten immer deutlicher ab, dass die Mitarbeiter der Station und auch der anderen ambulanten Pflegeeinrichtungen nicht mehr die nötige Zeit und Ruhe hatten, sich den Anliegen, Sorgen und Wünschen der Patienten zu widmen.

Die Sorge um das Wohlbefinden der Patienten wich „der Pflege im (bezahlten) Sekundentakt“. Es fehlte zunehmend die Zeit, sich um die aktuellen Nöte und Sorgen der allein stehenden, isolierten und meist älteren Menschen zu kümmern und mit ihnen Gespräche zu führen.
Ausgelöst wurde dieser Notstand erstens durch die „Verschiebung“ der Pflege in immer teurere stationäre Altenheime. Die allein stehenden Menschen wurden aus ihrem Zuhause gerissen und so entwurzelt. Zweitens verlangte der demografische Wandel neue Konzepte. Und drittens brach durch die sich ändernde Wirtschaftslage die Struktur der Großfamilie zunehmend weg.

Es fehlte für den ambulanten Bereich etwas Vergleichbares wie die „Grüne Damen“, heute „Grüne Damen und Herren“. (http://www.ekh-deutschland.de/ueber-uns/gruendungsgeschichte/) Diese wurden im stationären Bereich, besonders in den Krankenhäusern, 1969 gegründet und sind heute eine feste Größe im Sozialbereich.

So entstand 2005 das Konzept der „Gelben Damen und Herren zu Hause“ für den ambulanten Bereich. Sie sollten v. a. Zeit schenken und gewährleisten, dass die alleinstehenden Menschen möglichst lange zu Hause leben können. Die Gelben Damen und Herren zu Hause möchten sich am Vorbild der „Grünen Damen und Herren“ orientieren.

2006 folgten mehrere Einladungen und Vorträge zu dem Thema ehrenamtliche „Gelbe Damen und Herren zu Hause“. Die Gründung des Vereins erfolgte dann am 4.6.2013 und etwas später wurde die Gemeinnützigkeit gewährt. Ziel des Vereins ist es, alleinstehenden Menschen zu helfen.

2. Motive der Mitarbeit

Jeder, der mitarbeitet, kann von unterschiedlichen Motiven geleitet werden:

        • anderen Menschen helfen
        • eine Tätigkeit ausüben, die Freude macht
        • etwas für das Gemeinwohl tun, das Gemeinschaftsgefühl stärken
        •         - Verantwortung übernehmen können und wollen
                - eigene Kenntnisse und Erfahrungen weitergeben
      • Kenntnisse und Erfahrungen erweitern
      •         - sympathische Menschen kennenlernen
              - Anerkennung durch andere finden

 

3. Voraussetzungen für die Mitarbeit

Jede/Jeder kann bei uns ehrenamtlich mitarbeiten. Sie/Er ist zu erkennen an dem gelben Halstuch. Vorausgesetzt wird, dass sie/er kontaktfreudig und zur Zusammenarbeit fähig ist und bereit ist, sich zuverlässig in die Organisation der ehrenamtlichen Gelben Damen und Herren zu Hause einzufügen.

  • Wöchentliche Verfügbarkeit: 2-4 Stunden
  • Mindestalter 18 Jahre
  • Kontaktfreudigkeit und Freundlichkeit
  • Einfühlungsvermögen
  • Lebenserfahrung
  • Verschwiegenheit
  • Zuverlässigkeit
  • Psychische und physische Belastbarkeit
  • Teamfähigkeit

4. Bericht über eine Patientin

Frau A. hat 2 berufstätige Söhne. Einer wohnt in ihrer Stadt, arbeitet aber zu viel und hat daher keine Zeit für seine Mutter. Zudem verhindert die Schwiegertochter den Kontakt zur Mutter. Der andere Sohn wohnt zu weit weg in München. Nach dem Tod ihres Ehemanns hat ihr der Münchener Sohn eine Katze besorgt.

1. Abschnitt: Zunächst war Frau A. den ganzen Tag zu Hause in ihrer Wohnung und lag viel im Bett. Sie war mit sich zufrieden, kommunizierte mit ihrer weißen Katze „Evi“, da sie sonst keinen Ansprechpartner den ganzen Tag lang hatte. Die Katze saß meist auf ihrem Rücken und leckte ihr die Haare. Tagelang konnte Frau A. mit niemandem sprechen. Sie hatte früher durch ihren Beruf in der Verwaltungsbranche viel gesprochen. Ihr fehlten jetzt die Kontakte und deswegen war sie etwas schlecht orientiert, lustlos, lethargisch und wetterabgängig depressiv. Sie ernährte sich mangelhaft und nahm stark ab. Es fehlte ihr die Regelmäßigkeit und Strukturierung des Alltags. Ihr Hausarzt veranlasste dann ein Probewohnen in einem Alterspflegeheim, das Frau A. aber nicht gefiel. Sie mochte die dortigen Rahmenbedingungen und den Zwang nicht.

2. Abschnitt: Frau A. kam zurück in ihr Haus und konnte ihren Tagesablauf selbst gestalten und wurde von der Sozialstation mit Grundpflege, Behandlungspflege und hauswirtschaftlich versorgt. Wenn es ihr gut geht, geht sie mit Hilfe einer Haus- und Familienpflege selber einkaufen. Sie fragte mich, die Pflegedienstleitung, ob ich nicht eine Dame wüsste, mit der sie sich ein- bis zweimal die Woche unterhalten könne.

3. Fazit: Sowohl in der Trauer- und Einsamkeitsphase nach dem Tode ihres Mannes (1. Abschnitt) als auch nach der Rückkehr aus dem Altersheim (2. Abschnitt) brauchte Frau A. Ansprechpartner in ihrer Einsamkeit. Dieses Fallbeispiel ließ mir keine Ruhe. Wir brauchen für die vereinsamten Menschen gesellschaftlich verankerte Kontaktmöglichkeiten, damit diese Menschen nicht ausgegrenzt werden.

Wir sind die nächste alte und einsame Generation.

5. Zitat von Albert Schweitzer

Ein Zitat von Albert Schweitzer fasst die Arbeit, die auch für das Konzept der Gelben Damen und Herren zu Hause gilt, ganz wunderbar in Worte:

"Schafft Euch ein Nebenamt, ein unscheinbares, womöglich ein geheimes Nebenamt. Tut die Augen auf und sucht, wo ein Mensch ein bisschen Zeit, ein bisschen Teilnahme, ein bisschen Gesellschaft, ein bisschen Fürsorge braucht. Vielleicht ist es ein Einsamer, ein Verbitterter, ein Kranker, ein Ungeschickter, dem Du etwas sein kannst. Vielleicht ist es ein Greis, vielleicht ein Kind. Wer kann die Verwendungen alle aufzählen, die das kostbare Betriebskapital, Mensch genannt, haben kann. An ihm fehlt es an allen Ecken und Enden. Darum suche, ob sich nicht eine Anlage für Dein Menschentum findet. Lass Dich nicht abschrecken, wenn Du warten oder experimentieren musst. Auch auf Enttäuschungen sei gefasst. Aber lass Dir ein Nebenamt, in dem Du Dich als Mensch an Menschen ausgibst, nicht entgehen. Es ist Dir eines bestimmt, wenn Du nur richtig willst.“